Nachschub

Eine Nacht hatte ich in Erfurt in einem der vielen Gewerbegebiete verbracht. Das hatte sich so ergeben, weil ich die von mir gesuchten VOSS 230 Anschlüsse der Bremsanlage bestellen musste, die aber schon am nächsten Morgen da waren. Es wäre also Quatsch gewesen, dafür noch zwei Mal die 35km nach Erfurt und zurück zu fahren. In der Halle lief ja auch nichts weg und die frische Kiste Bier hatte ich sowieso noch im Auto stehen… 😉

Aber natürlich war ich nicht nur für die Druckluftanschlüsse so weit gefahren. Die Reihenfolge insgesamt war etwa so: Bier und Salat holen, Päckchen und Geld holen, volltanken und dort gleich zwei Gasflaschen tauschen, dabei beim Bezahlversuch feststellen, dass die Bankkarte nur bis 2015 gültig war. Nach Erfurt fahren, dort Lack für den Hilfsrahmen mischen lassen, anschließend wieder Geld holen. Dann zum Schraubenladen. Bei Stahlgruber nach den VOSS Anschlüssen fragen, von dort zu Federn Oßwald schicken lassen und dort die Teile und Zangen bestellen, abschließend zu Toom und viel zu teuer Stahl für die Druckluftkesseltraverse kaufen. Kurz bei Fressnapf rein und zwei Leckerchen für Happy holen, danach wieder zu Oßwald bzw. dort vorbei und am Ende der Straße ein sackgassiges Nachtquartier beziehen.

Am nächsten Tag wollte Happy Suizid begehen, hatte scheinbar etwas Superleckeres an der Böschung zur A71 hoch entdeckt und reagierte weder auf Pfeifen noch auf Rufen. Er lief immer weiter zur Autobahn hoch, so ein dummes Vieh! Ich schrie zweimal mit allem was meine Stimme hergab. Hund reagierte endlich und kam schuldbewusst in meine Richtung gelatscht, mein Hals tat weh. Stimmung bunt gemischt, einerseits froh, andererseits sauer. Am Wagen zurück rief ich bei Oßwald an und ließ mir den Preis nennen. Oha, also nochmal zur Postbank. Danach die Teile geholt und ab zur Halle.

Erste Amtshandlung war das Austauschen der zu kurzen Schrauben der Anhängerkupplung. Leider hatte der Schraubenladen nicht mit M12x1,5 Feingewindeschrauben dienen können und die Muttern alleine halfen mir daher auch nicht wirklich weiter. Passte auch ganz gut zu meinem Elan, irgendwie wusste ich nicht so recht, was ich tun könnte. Klar, da wären 1000 Sachen möglich gewesen, aber auf die hatte ich keine Lust. Ich pinselte die Tankhalter von der anderen Seite und an den Auflageflächen des Tanks ein zweites Mal. Warum gibt das bei Alkydharzlacken diese schrumpelige Oberfläche, wenn man da eine zweite Schicht macht?

Als Nächstes reparierte ich einigermaßen den Schraubstock. Statt der abgerissenen Spannhülse feilte ich eine Unterlegscheibe passend, schob sie auf die Spindel und schweißte sie dort fest. Etwas an den Gleitflächen nachgefeilt, was allerdings nicht von mir allein verschlissen war, dann noch ordentlich geschmiert und schon lief er wieder. Präzision sieht anders aus, diesen Zustand habe ich durch meinen Missbrauch auch nicht gerade besser gemacht. Vielleicht doch eher einen neuen kaufen, dann aber eine Spur stabiler…

Ich schnappte mir den Schlauchschneider und trennte sämtliche Steckverbinder von den Druckluftleitungen ab. Danach popelte ich die alten Dichtungen aus den Steckern und entfernte die Schlauchreste. Zitronensäure hatte ich noch da, laut Google funktionierte die nicht nur zum Entkalken und Entrosten, sondern eben auch für solche Sanierungen von Messingteilen. Heißes Wasser bereitet, einen Kunststoffbehälter mit der Säure vorbereitet, den Rest Wasser goss ich den zweiten Behälter, in dem die Messinganschlüsse lagen. Nach Kurzem goss ich das Wasser ab und schüttete die heißen Teile in die heiße Säure. Die sprudelte richtig toll auf und ich stellte den Behälter raus ins Freie. Nach einer knappen halben Stunde wiederholte ich das Ganze nochmal, die Teile sahen schon relativ sauber aus. Der nächste Durchlauf brachte den Resterfolg. Ich spülte die Teile mit reichlich Wasser und machte danach eine warme Spülibrühe zurecht. Im Waschbecken schrubbte ich die Teile nochmal richtig schön mit der Bürste ab, wobei sich verbliebene Dreck- und Lackreste ablösten. Nochmal klares Wasser und fertig. Fast wie neu, allerdings haben die Anschlüsse jetzt stellenweise eine rötliche Verfärbung. Über Nacht durften sie auf einem Handtuch ausgebreitet trocknen.

Heute drehte ich als Erstes die schwarz gepinselten Druckluftkessel um und strich die andere Seite. Der Lack war noch nicht ganz trocken, aber irgendwie muss es ja weiter gehen. Und es ging weiter. Ich sägte die Teile für die Kesselaufhängung zurecht und schweißte die Bügel zusammen. Für die Auflager musste ich zwei Muttern auf meißeln, an denen das Kardanwellenzwischelager befestigt war. Danach sägte ich Winkelstahl zurecht und bohrte die Befestigungslöcher. Die Spannbänder schweißte ich an kurze Vierkantrohrstücke. Für eine Probemontage kamen die Kessel in die Spannbänder. Dieses Paket schnürte ich jetzt an die Haltebügel. Der Kessel für den 4. Kreis sollte quer hinter die beiden Kessel für Kreis 1 und 2. Dass es eng werden würde war klar, aber nun war das doch enger als gedacht. Ich könnte die Anschlüsse zwar reinstecken, aber so richtig Spaß würde dort nicht aufkommen. Nö, gefiel mir nicht. Der dritte Kessel kam wieder weg und ich schob das Kesselpaket etwas weiter nach hinten. Und der dritte Kessel…? Hm. Hinter der Hinterachse? Da ist ein Querträger mit Löchern, an denen nichts festgeschraubt ist. Wenn ich neue Löcher in die Spannbänder bohre, bekomme ich den Kessel richtig leicht montiert. Aber jetzt was anderes, ich konnte keine Druckluftkessel mehr sehen.

Dumme Entscheidung, denn mit dem Tank kam der nächste Tiefschlag. Wer messen kann ist klar im Vorteil. Ich war also im Nachteil. Da wo der hintere Halter hin sollte, war nämlich die Konsole für die Hilfsrahmenbefestigung im Weg. Ja meine Fresse, was hatte ich denn da gemessen??? Wenn der Tank weiter vor muss, passen die Batterien nicht mehr zwischen Vorderrad und Tank. Aber das ließ sich ja zum Glück einfach umdisponieren, entweder kommen die Batterien hinter den Tank oder auf die rechte Seite vor die Treppe. So bekam der Tank eben auch eine neue Position zugewiesen. Probeweise setzte ich ihn in die Halter, immerhin passt das jetzt.

Ich räumte noch etwas auf, denn Sigi will nachher was arbeiten und er sollte nicht das übelste Chaos vorfinden. Mein Fahrerhaus wurde zum Schuppen umfunktioniert, diverse Teile lagerte ich dort ein. Heute war ich 8 Stunden in der kalten Halle, aber wo die Zeit geblieben ist, weiß ich leider nicht. Schon merkwürdig, manchmal tut sich in wenig Zeit ganz viel und manchmal sieht man nach viel Zeit kaum eine Änderung. Aber es geht voran und so lange ist alles gut.

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