Beschraubung 1 – Teil 3

Nach dem heutigen Tag brauche ich schon wieder ein Wochenende. Keine Ahnung warum, der Tag war nicht anstrengender als die vorigen Arbeitstage. Andererseits ist im Zweifelsfall der Montag schuld, nicht die Arbeit selber.

Erste Amtshandlung heute: Grüne Nichtumweltplakette aufkleben. Die lag schon einige Wochen in der Schublade und fiel mir gestern auf der Suche nach einem Kabel für meine externe Festplatte in die Hände. Gesehen hatte ich so eine auf dem Wagen von André und die Idee gefiel mir sehr gut. Auf den ersten Blick wie eine grüne Umweltplakette, nur dass eben statt der 4 eine 1 darin steht. Und statt Kennzeichen ein „Umweltzone nein danke!“. Da kommt noch ein Stück weißer Kleberfolie drüber und mein Kennzeichen drauf, warum denn auch nicht. Es ist so oder so keine Umweltplakette, sondern einfach nur ein Aufkleber… 😀

Danach aber an die Arbeit. Der ganze Zusatzheizungskram war ja schon von der Platte abgeschraubt, nur der Luftführungskanal steckte noch zwischen Längsrahmen und Bodenplatte. Ich zog ihn nach links und brach ihn nach unten ab, danach zog ich den Rest raus. Widerwillig wie eh und je, ließ sich die Bodenplatte Nummer 3 lösen. Die Methode mit dem vorne abmeißeln hatte sich bewährt, ebenso das Aufbohren der Schrauben in der Plattenmitte. Die Meißel anschließend unten zwischen Hilfsrahmen und Bodenplattenmitte zu treiben um sie von den Schraubenstümpfen abzuhehen, funktionierte auch prima und wurde so beibehalten. Jetzt auch diese Platte wieder nach hinten geklappt, hatte sie verloren. Ich wollte es kaum glauben, hatte ich doch tatsächlich fast zwei Stunden an diesem Holzbrett gesessen.

Für Platte Nummer 4 mussten erst die hinteren Radkästen ab. Ich ging mit der Drahtbürste über die Gewinde und sprühte alles mit Rostlöser ein – vergebene Liebemüh‘. Alle Schrauben rissen nach etwa einer halben Umdrehung ab. Cool, so ging das natürlich schneller, als wenn ich alles losschrauben gemusst hätte. Auch die Bodenplatte war recht schnell draußen, scheinbar war ich dann doch in den Flow gekommen.

An der letzten Bodenplatte hing die Steuereinheit der Ladebordwand und der Halter des vorschriftsmäßigen Unterlegkeils. Letzteren schraubte ich ab, einfach so. Die Schrauben der Steuereinheit an ihre Halter jedoch waren so lang, dass mir der Zugang zu den Schrauben ihrer Halter an den Kofferboden verwehrt war. Also musste ich erst die Steuereinheit aufschrauben, um an die Schrauben an den Halter zu kommen, um dann festzustellen, dass ich die Halter trotzdem nicht vom Holz abschrauben konnte, weil ich mit der Nuss nicht auf die Muttern kam. Na leck mich doch! Ich meißelte die vorderen Schrauben der Bodenplatte auf. Nur dieses Mal klappte das Wegbohren der Schrauben im Plattenmitte nicht. Keiner der Bohrer wollte seinen Dienst tun. Dass es andere Schrauben waren als bei den anderen Platten, hatte ich gesehen. Aber es waren doch auch nur Blechtreibschrauben, halt mit Kreuz statt mit Torx. Na die Platte will mir wohl den Tag versauen… Aber nicht mit mir! Ich hob mit dem langen Montiereisen die gelösten Ecken an und klemmte Dachlattenstücke hochkant zwischen Platte und Hilfsrahmen. Jetzt war da ordentlich Zug auf den Schrauben in Plattenmitte. Ich meißelte die Überstände unterhalb des Hilfsrahmens weg und trieb wieder den Flachmeißel zwischen Holz und Hilfsrahmen. Auf der rechten Seite wehrte sich die Schraube noch kurz, aber links und mittig war der Fall recht schnell erledigt. Ich war auch erledigt. Unter dem LKW sitzend direkt vor meiner Nase zu meißeln und dabei noch nicht mal ordentlich Platz für den Hammer zu haben, war echt mies. Mehr um der Platte zu zeigen, wer hier der Chef ist, klappte ich sie mit letzter Kraft hoch. Dabei wäre ich fast vornüber und aus dem LKW gefallen – na das wäre es ja gewesen. Beim Versuch, die Platte schräg zu stellen um sie aus dem Laderaum zu bekommen, verkantete sie sich so, dass ich sie nicht mehr bewegen konnte. Der große Hammer half – und hier hatte ich reichlich Platz zum Ausholen…

Mittagspause. Ich versuchte verzweifelt, mir den kleinen chinesischen MP3-Player neu zu bemusiken, aber der wollte nicht so wie ich. Klar auch, mein Handy, über das ich die letzten Tage Musik gehört hatte, wollte mich ja auch heute schon verarschen. Ich hatte mir gestern eine Hörbuch-Player-App installiert, die mir auch richtig gut gefällt, weil sie diverse nützliche Features bietet. Zum Beispiel kann man ihr einen eigenen Ordner zuweisen, in dem die Hörbücher liegen. So müssen diese mp3s nicht in den Musikordner und man behält schön den Überblick. Echt tolle App. Nur leider schert sich die MP3-Player-App keinen Furz um Ordner. Sie ist der Meinung, alles abspielen zu müssen, was auf dem Handy abspielbar sein könnte, notfalls auch Klingeltöne – oder Hörbücher. So war nach 2 Liedern plötzlich irgendein Kapitel irgendeines Hörbuches vorgelesen worden. Boah, ich kriege Würmer! Bei der Arbeit muss meine Musik laufen, nicht irgendwelche und schon garnicht irgendein Gelaber. Deswegen musste kurzerhand der kleine MP3-Player herhalten, auf dem allerdings auch nicht nur das war, was ich jetzt gerne hätte hören wollen. Immerhin auch keine Hörbücher… Das Essen hatte ich vor lauter Musik fast vergessen, ich machte mir einen Cappuccino mit extra Schoko und schob mir ein paar Würste in den Kopf. Dann noch mit Happy eine Pipirunde XXS. Dabei wurden wir von einem der drei Nachbarshunde überfallen, aber er war lieber als er hinter dem Zaun den Anschein gemacht hatte. So kam ich denn auch kurz mit der Nachbarin ins Gespräch. Die Hunde hatten ein Loch unter dem Zaun durch gebuddelt und die Gelegenheit genutzt, Happy endlich mal zu begegnen. Happy war auch recht angetan und rannte mit seinem neuen Freund den Weg auf und ab.

Um an meinem LKW leichter Zugang zu den hinteren Rahmen zu erhalten, schraubte ich die beiden hinteren Seitenschutzplanken auch noch weg. Am liebsten würde ich die Planken ja gleich ganz weglassen und mir Unterflurkästen bauen. Das wird wohl auch so kommen, aber eben nicht jetzt, jetzt habe ich nämlich ganz andere Sorgen. Die Querträger sehen teilweise echt mies aus. Oben hauchdünn, wo früher mal 4mm Material standen. Es sind auch nicht alle schlecht, aber auf jeden Fall mehr, als ich Material dabei habe. Mit den Längsrahmen bin ich mir auch unsicher, die sehen stellenweise richtig kacke aus. Andererseits liegen die satt auf dem Rahmen des LKW auf, werden also eher nicht runterfallen können. Material habe ich ja dabei, vielleicht flicke ich hier und da die Längsrahmen…

Einer der Mitarbeiter der Halle war kurz bei mir um etwas zu holen. Ihm fiel der ganze Müll auf, der sich um meinen 814 ansammelt. „Wenn Du Deinen Abfall wegfahren möchtest, kannst Du ihn ein paar Ecken weiter zum Gollum bringen…“, er zeigte mir dabei die Richtung mit dem Arm. Gollum? Ich stellte mir vor, wie ein magerer, nackter, gekauert auf meinen ollen Holzplatten hockender Mann immer wieder „Mein Schatz…“ murmelt. War aber dann doch nur ein Verhörer meinerseits, der Wertstoffhof heißt „Gollan“. 😀 Ja, den werde ich wohl irgendwann mal ansteuern müssen, mit dem Düdo und dem vollen Anhänger…

Da die Uhr noch nicht mit Rauswurf aus der Halle drohte, ich aber keine Lust auf Rostschleifen hatte, mich zudem immer wieder durch den zusätzlichen Heizungskasten gestört fühlte, wollte ich mich nun um diesen kümmern. Dafür müsste ich das Fahrerhaus kippen, also die Ladebordwand schließen und den 814 ein Stück zurück schieben – wenn die Bremsen noch genug Luft hätten. Das klappte alles, der Druck auf den Kesseln reichte noch easy zum Öffnen der Handbremse und meine Kraft noch -weniger easy- zum LKW Schieben. Ich lieh mir von meinem Hallengeber vier Schlauchklemmen und einen Messbecher zum Auffangen des doch austretenden Kühlmittels. Zuerst klemmte ich die Heizungsschläuche vor und hinter den Kugelventilen ab, weil ich mir nicht sicher war, ob die noch richtig schlossen. Dann machte ich die Schläuche zum zusätzlichen Heizungskasten hin ab. Probeweises Öffnen der Kugelventile bewiesen ihre Dichtheit. Prima. Die Kabel der Heizung knipste ich ab, die amputiere ich auch noch. Dann konnte das ganze Geschirr aus dem Laderaum verbannt werden. Als ich die Isolierung um die Rohre entfernte, staunte ich nicht schlecht. Das waren nicht nur 2 Schläuche, sondern immer 1m Schlauch und dann ein Schlauchverbinder mit 2 Schlauchschellen. Insgesamt 8 Verbinder, 2 Reduzierverbinder und 2 Kugelventile holte ich aus den Schläuchen. Die Anzapfungen der Heizungsschläuche im Motorraum ist ebenfalls sehr abenteuerlich mit Baumarktutensilien gemacht. Den dünnen Schlauch konnte ich dabei mit einem der Schlauchverbinder wieder flicken, um den großen kümmere ich mich morgen. Ich befürchte nur, dass ich keinen Schlauchverbinder in diesem Durchmesser habe…

 

5 Gedanken zu „Beschraubung 1 – Teil 3“

  1. Toll geschrieben ! Und fleissig gearbeitet … Schrauben abreissen und ausbohren kann schon sehr nervig sein .
    Ich bin leider immer noch nicht dazu gekommen das “ Zusperrproblem “ an den Türen zu erforschen .. ich hoff ich schaff das nächste Woche da mal rein zu guggen . Ich bin gespannt wie es bei dir weiter geht ! 🙂

    1. Moin Nils! Danke, schön dass es Dir gefällt.
      Schrauben nerven echt, wenn sie nicht mehr zu schrauben gehen. 🙁

      Ich hab wegen der Türschlösser einen Hinweis im Forum bekommen: Der 814 will mich ärgern…
      „Heinz“ ist zwar Anfänger im Forum, aber dafür absoluter Vollprofi als Schrauber. Auch ich hab noch nicht nach den Türen geschaut. Kommt dann wahrscheinlich, während meine Farben trocknen…

      1. Moin Petsi ,

        hat zwar ein bisschen gedauert .. aber besser spät als nie !

        Der 814 hatte nach 30 Jahren irgendwie einen neuen Teppich im Führerhaus verdient … natürlich auch neue Türverkleidungen .
        https://www.dropbox.com/sh/472baoosk0bmw21/AAAP9yXmyR4pe0OUOHVmEbvsa#lh:null-20150331_152236.jpg

        Und wenn schon mal alles offen ist , packt man natürlich auch gleich die nur selten absperrbaren Türschlösser an . Die Lösung war überraschend einfach : schmieren . Ich hatte überleg die Schlösser mal ganz aus zu bauen … aber seit 2 Wochen im Test – von innen und aussen ganz sanft auf und zu zu sperren 😉 Evtl funktioniert das ja bei dir auch … eine Arbeit von 4 Minuten die einem ewiges rumärgern / auf und zu machen erspart 🙂

        Greetz Nils

        Ps : Die 2 Keilriemenpärchen wehren sich heftig .. wenn man das Führerhaus nicht mehr kippen kann is das eine wirklich eklige Arbeit … dünne , ganz lange Gummiarme wären praktisch . Bei dir sollte das um einiges einfacher sein falls/wenns mal fällig ist 🙂
        https://www.dropbox.com/sh/472baoosk0bmw21/AAAP9yXmyR4pe0OUOHVmEbvsa#lh:null-P1040741.JPG

  2. die Abzweigungen, Verbinder und Ventile der Zusatzheizung finde ich ja lustig.
    das sind so übliche Gartenschlauch- bzw. Brunnenwasser Teile wie ich sie auch hier im Garten habe, die funktionieren immer problemlos, aber als Autozubehör?
    hmmm…. 🙂

    tolle Arbeit die du da machst, weiter viel Erfolg.

    1. Moin Markus! Ja, diese Gartenschlauchteile finde ich auch irgendwie witzig, aber ehrlich gesagt erst jetzt, wo sie nicht mehr in meinem Auto verbaut sind. 😉 Noch brutaler finde ich die ganzen Schlauchstückeleien. Andererseits hat die ganze Konstruktion ja ziemlich lange dicht gehalten.

      Danke! Drück mir für morgen die Daumen, denn etwas Schiss habe ich ja schon…

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