Wieder überführt

Am letzten Samstag haben wir den 814 aus seinem Kuhstall in Thüringen befreit. Bis jetzt bin ich den Wagen echt nur für Überführungsfahrten gefahren und habe nur Geld reingesteckt. Seit sage und schreibe 2,5 Jahren habe ich die Kiste und sie ist seitdem eigentlich immer weniger bewohnbar geworden und verlor auch einiges an Nutzwert. Meine letzte Hoffnung liegt jetzt hier in der Pfalz.

Ich hatte keine Ruhe mehr, der 814 stand schon so lange so weit entfernt von meiner Reichweite, ich hatte mir echt Sorgen gemacht. Nicht dass es ihm schlecht ging oder er -wie meine Garage in der Nähe seines Standortes- aufgebrochen und mir wieder etwas gestohlen würde. Es wurde ja zudem langsam Zeit, seinen Weiterbau vorzubereiten. Der Mai ist quasi schon wieder vorbei, mir fehlen noch neue Winkelbleche und Halteplatten, die ganzen Hallenbauplatten für die Seitenwände und das schlimmste – ein trockener Schrauberplatz. Trotzdem muss ich vor dem Winter umziehen, geht nicht anders.

Meine Anfrage bei einem Freund ergab, dass wir eben genau am besagten Wochenende fahren könnten und müssten. So einigten wir uns auf den Samstag und trafen uns am Freitag auf einer Privatwiese im Weisenheimer Nirgendwo. Es waren 30°C angedroht, aber wir wollten auch nicht mitten in der Nacht los hetzen. Meine Nacht war so schon enorm kurz, ich hatte noch diversen Kram zusammengesammelt und mehrmals kontrolliert, ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte. Auf der Hinfahrt hatten wir eine Klimaanlage, eine feine Sache. Der Verkehr hielt sich Gott sei Dank in Grenzen und so ein Ducato ist trotz Wohnaufbau ein regelrechter Rennwagen. Wir fuhren meistens um 110km/h und erreichten nach ziemlich exakt 4 Stunden unser Ziel.

Als ich meinen Schlüssel abgeholt hatte, kam die erste Ernüchterung. Beim Einstellen hatte man mir gesagt, dass sie die Batterien ausbauen, laden und warm lagern würden. Aber klar doch. Wozu hatte ich den Batteriekasten überhaupt offen gelassen? Ich könnte mich in den Hintern beißen, dass ich wieder mal Vertrauen und deswegen die Batterien nichtmal abgeklemmt hatte. Beide waren auf 3,4V runter. Wohlweislich hatte ich die Starterbatterien des Düdo ausgebaut und mitgenommen. Ich musste etwas basteln, aber dann saßen die viel kleineren Batterien auch so fest, dass sie die Fahrt über halten würden. Einmal am Schlüssel gedreht und schon lief der Motor, als hätte ich den Wagen gestern erst abgestellt. Wir putzten noch die total zugestaubten Scheiben, fuhren an die automatisierte Tankstelle und ließen die Luft aus den Tanks. Rund 1 Stunde hatten wir verbraten.

Statt Klimaanlage gab es jetzt ein offenes Fenster. Happy saß zuerst auf der Sitzbank in der Sonne, wollte aber runter in den Fußraum. Der 814 wollte etwas Kühlwasser und ich brauchte einen ordentlichen Koffeinschub, so fuhren wir beim ersten Rastplatz zu einem Pitstop raus. Ich räumte bei dieser Gelegenheit den Beifahrerfußraum leer und legte Happy seine Decke da hin. Zwei große Dosen Energie später ging die Fahrt weiter. Mich irritierte die hohe Motortemperatur und ich hielt nochmal an. Lieber etwas übervorsichtig. Aber alles war okay, ich hatte den Wagen bis jetzt nur noch nicht bei solchen Außentemperaturen gefahren. Ich entspannte mich immer mehr und nach der halben Strecke rollte der Wagen recht flott zu seinem neuen Standplatz. Nach rund 5 Stunden waren wir am Ziel, wo wir auch die Nacht verbrachten. Maximal 2 Monate darf der 814 hier stehen bleiben, aber eigentlich möchte ich so schnell wie möglich weiter machen.

Ein interessanter Nebenschauplatz war der Bordcomputer des Ducato. Hinfahrt, um 110km/h, 11 Liter Diesel pro 100km. Rückfahrt, zwischen 80 und 90km/h, 7,6 Liter. Vielleicht war auch etwas Windschatten dabei, aber der Unterschied ist auf jeden Fall bemerkenswert.

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