Beschraubung 1 – Teil 1

Gestern war in der Schrauberhöhle Chaos und ich musste den Arbeitsbeginn auf heute verlegen. Nicht tragisch, war ich eben die erste Runde geocachen. Hier in der Gegend sind noch reichlich Schätze versteckt, allerdings erschwert der Schnee manchmal die Suche…

Heute um 10 Uhr war dafür pünktlich Arbeitsbeginn. 10 Uhr ist eine gute Zeit, ich kann in Ruhe wach werden, frühstücken und Happy ver-/entsorgen. Mein Hallengeber hielt das ebenfalls für eine gute Zeit, genau wie vereinbart rollte sein Neoplan kurz vor 10 Uhr aus der Halle und ich konnte rein.

Ich wurde in die Räumlichkeiten eingewiesen, sowohl mit dem 814 als auch im theoretischen Unterricht, wo was zu finden ist. Es gibt eine große Halle, eine kleinere Halle in der auch lackiert wird, sowie reichlich Verkaufs-, Büro- und Sozialräume. Viele Türen überall und ich bin mal gespannt, wann ich das erste mal irgendwo stehe, wo ich nicht hin wollte. Aber jetzt war ich erstmal genau da, wo ich hin wollte, nämlich in der Lackierhalle. Die ist toll, ich hab meine Ruhe bzw. kann sogar meine Musik dudeln lassen, ohne dass sich jemand daran stören könnte. Zur weiteren Vorbereitung holte ich den Anhänger mit dem Düdo auf den Hof, lud alles planbar benötigte Werkzeug direkt vor dem Rolltor aus und parkte anschließend den Anhänger an der mir zugewisenen Stelle. Der Düdo kam wieder raus auf die Straße, ich nahm dafür den jetzt freien Platz des 814. Jetzt konnte es losgehen.

Zuerst nahm ich mir die flachen Verkleidungsbretter der Wände vor. Dann folgte die Idolierung, um später die Bodenplatten rausnehmen zu können. Eigentlich wollte ich nur die untersten Styrodurplatten rausnehmen, aber als ich erst mal dabei war, wurden es dann doch einige mehr. Die Vorderwand ist komplett entisoliert und die Kabel der ehemalig verbauten Standheizung sind raus. An den Seitenwänden bin ich bis unter die obere Zurrschiene vorgedrungen. Diese Arbeit war ekelig, überall Feuchtigkeit und Modergeruch hinter den Platten, hin und wieder klebriges Igitt. Zur Belohnung kam noch mehr Rost zum Vorschein. Im Sockelbereich sind stabile Stahlbleche angebracht, vermutlich mal als Schutz der Holzwände gegen Palettenkontakt angebracht. Um mich im Koffer wieder bewegen zu können, lud ich die Plattenstücke auf einen Rollwagen.

Nächster Schritt: Der seitliche Unterfahrschutz. Er war irgendwann mal klappbar konstruiert, man kann normalerweise an allen Haltern einen Bolzen rausziehen und die Schutze anschließend hochschwenken. Aber klar, meine Bolzen waren natürlich total festgegammelt, wunderte mich auch nicht. Also musste ich die Schrauben und somit die ganzen Schutzleisten entfernen. Alles festgerostet. Reichlich Rostlöser und hier und da eine Verlängerung auf dem Werkzeug, hatten die beiden Schutzleisten meinen Bemühungen nicht besonders viel entgegen zu setzen, meine Argumente waren einfach besser.

Jetzt kam ich an den Kunststoffkasten auf der linken Seite dran, in dem eine Heizung für den Koffer eingebaut war. Vier von sechs Schrauben ließen sich aufschrauben, zwei musste ich von oben aufbohren. Ohne den Kasten lag die künstlerisch wertvoll eingebaute Heizung frei. Da hatte jemand eine Ford Lüftung mitsamt Wärmetauscher dran gefrickelt. Mit Latten und Brettchen, das meiste war lose oder sogar schon abgefallen. Ein Luftkanal geht auf die rechte Seite rüber. Dieser Kanal ist ebenso wie die anderen Kunststoffschweißarbeiten gut gemacht, nützt mir aber nichts. Auch die Ford Heizung werde ich amputieren. Jetzt muss ich überlegen, wie ich da vorgehe. Ich hab die beiden Kugelventile in den Schläuchen zu gedreht, aber keiner weiß wie dicht die noch sind. So wie der 814 im Moment steht, kann ich das Fahrerhaus nicht kippen. Ich will natürlich auch nicht die Lackierhalle mit Glysantinwasser fluten, nass genug ist es durch den schmilzenden Schnee sowieso schon, aber Frostschutzmittel ist ja nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Und schon war es gut nach 16 Uhr, um kurz vor 17 Uhr muss ich aus der Halle raus sein, wenn ich nicht darin übernachten möchte. Ich fegte noch den Laderaum aus und die Rostbrocken auf dem Hallenboden zusammen. Jetzt hatte ich wenigstens eine Verwendung für den Kunststoffkasten gefunden, er ist jetzt eine Mülltonne. Das Werkzeug kam alles in eine Hallenecke, Feierabend. Oder? Ich hatte ja noch etwas Zeit übrig. Ich prokelte noch etwas, eher unmotiviert, an der Beklebung des Koffers herum. Die Lackierung unter der Klebefolie ist grauenhaft, man hatte auf den nicht angeschliffenen Grund Lack aufgebracht, der sich stellenweise einfach so abziehen lässt. Oh Mann. Aber egal, ich will die Werbung runter haben, komme ja sonst auch nicht an die Schrauben der Zurrschienen dran. Muss mal das Heißluftgebläse anwerfen, dann geht das bestimmt besser. Jetzt aber Feierabend.

Morgen geht es weiter. Ich könnte theoretisch ab 8 Uhr in die Halle, aber 10 Uhr ist eine gute Zeit. Mit einer Dreiviertelstunde Mittagspause für Mittagessen und Hunde-Pitstop bleiben gut sechs Stunden Arbeitszeit, das reicht mir dann auch. In der rechten Handfläche habe ich eine große Blase vom Flachschaber, die bei der Hämmerei am Unterfahrschutz auch noch aufgeplatzt ist. Das macht die kommenden Arbeiten bestimmt nicht einfacher und schon garnicht angenehmer. Als kleinen Vorgeschmack musste ich mir die Hände ja auch noch mit reichlich Handwaschpaste waschen… *autsch*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert